Soeben erschienen ist der zweite Band der Edition der Korrespondenz der beiden Benediktinergelehrten Bernhard und Hieronymus Pez, die im frühen 18. Jahrhundert im niederösterreichischen Stift Melk wirkten:
Thomas STOCKINGER–Thomas WALLNIG–Patrick FISKA–Ines PEPER–Manuela MAYER–Claudia SOJER, Die gelehrte Korrespondenz der Brüder Pez. Text, Regesten, Kommentare, 2: 1716–1718 (Quelleneditionen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 2/2, Wien 2015).
Die Jahre 1716 bis 1718 sind die Zeit der größten Dichte der erhaltenen Pez-Briefe. Bernhard und Hieronymus Pez bauten ihr Korrespondentennetz über die Grenzen der Ordensgelehrsamkeit hinaus weiter, knüpften insbesondere Kontakt zu nord- und mitteldeutschen protestantischen Gelehrten und Verlegern und erreichten so einen Einstieg in die (dem eigenen Anspruch nach) transnationale und überkonfessionelle res publica literaria. Zugleich festigten sie aber auch Verbindungen innerhalb des Benediktinerordens: Unter den Korrespondenten dieser Jahre spielt der Historiker P. Karl Meichelbeck in Benediktbeuern ebenso eine prominente Rolle wie D. Edmond Martène, der maurinische Erforscher der Liturgiegeschichte in St.-Germain-des-Prés zu Paris. Aus Italien lieferte der Bibliothekar Giuseppe Maria Sandi wertvolle Materialien aus dem Stammkloster der Cassinenserkongregation S. Giustina zu Padua. 1717 bereisten die Brüder Pez Bayern und Schwaben und durchforsteten unter anderem die Handschriftensammlungen von St. Peter zu Salzburg, Tegernsee, Benediktbeuern, St. Ulrich und Afra zu Augsburg und St. Emmeram zu Regensburg. Als besonders treuer und hilfreicher Partner außerhalb des eigenen Ordens trat der Kartäuser Leopold Wydemann aus Gaming in Erscheinung, der in den folgenden Jahren intensiv an der Editionstätigkeit der Brüder Pez mitwirken sollte.
Zugleich zeigten sich aber auch Schwierigkeiten und Grenzen der Verbindung von klösterlichem Leben und Gelehrsamkeit. 1717 wurde Bernhard Pez durch den Wiener Hofbibliothekar Johann Benedikt Gentilotti von Engelsbrunn in eine bittere gelehrte Kontroverse verwickelt, zu deren Hintergründen die Rivalitäten zwischen Benediktinern und der Gesellschaft Jesu zählen dürften. 1718 spitzten sich zudem in Melk selbst Konflikte zwischen dem Abt und Teilen des Konvents unter maßgeblicher Beteiligung Bernhard Pez‘ zu.
Alle diese Entwicklungen sind in dem umfangreichen Editionsband, der im Rahmen des von Thomas Wallnig geleiteten FWF-Start-Projekts „Monastische Aufklärung und die benediktinische Gelehrtenrepublik“ erstellt wurde, durch Briefe dokumentiert und in ausführlichen Kommentaren erläutert. Auf 1520 Seiten (in zwei Halbbänden) werden 256 erhaltene Schreiben ediert und 301 erschlossene Stücke angeführt. Das Buch kann beim Böhlau Verlag bezogen werden; es ist aber auch im Open Access in der E-Book-Library des FWF unentgeltlich als PDF verfügbar (Halbband 1, Halbband 2).